
Surprise strikes best when unexpected. And it stroke me hard time in Taizhong. Not only it’s surrounding landscape makes it worth a visit, but also it’s relaxed atmosphere. And the city centre, which is full of green spaces and cultural adventures. It’s multifaceted style might bring forth feelings of homecoming – as well as bad habits.
Als ich auf dem Weg zum T-Life Hostel aus dem Bus steige, finde ich mich in einer belebten Strasse wieder: Essensstände überall, Neonlichter, der Geruch von Stinky Tofu und Scooter, die links und rechts an mir vorbeifahren. Studenten der nahegelenen Donghai-Universität schlendern plaudernd durch die Menge, Bubble-Tea in den Händen. So viel Taiwan habe ich auf einer Strasse noch nicht gesehen, dabei war ich schon in Ost und West.
Bevor ich nach Taizhong kam, hatte ich kein richtiges Bild von der Stadt. „Ist eigentlich wie Taibei“, haben mir einige taiwanesische Freunde gesagt. Die anderen empfahlen mir das Essen dort. Da Taizhong in der Mitte Taiwans liegt, wie der Name schon andeutet, findet man hier Spezialitäten aus allen Ecken der Insel. Dennoch, für mich klang Taizhong bisher eher nach Mittelmaß.
Dass dies nicht stimmt, wurde mir schon bei der soeben beschriebenen Ankunft klar. Die übrigen Zweifel wurden auch schnell vom unfassbar tollen Team des T-Life Hostels beseitigt. Hier bekam ich für alles Tipps und Tricks, sodass ich schon schnell alle möglichen interessanten Informationen gesammelt und die Gegend um das Hostel erkundschaftet hatte. Nach zwei Tagen war es also an der Zeit, das Territorium zu erweitern. Es war an der Zeit für einen Spaziergang in der Innenstadt, die Taibei so ähnlich sein soll.
Wieder steige ich aus dem Bus, diesmal am alten Hauptbahnhof, ein hübsches Relikt aus der Zeit japanischer Kolonialherrschaft in Taiwan. Davon sieht man einige in taiwanesischen Städten. Ich laufe weiter Richtung Innenstadt. Wie die Xinxing-Straße auf dem Weg zum Hostel ist hier alles belebt, aber irgendwie gelassen. Ich habe zwei Monate in Taibei verbracht und ich mag die Stadt, aber das hier ist nicht wie Taibei. Etwas ist anders, aber ich kann es nicht genau beschreiben. Plötzlich bleibe ich stehen. Vor mir breitet sich ein Parkstreifen aus, der zwischen den Straßen einer kleinen Allee entlang läuft. Auch das sieht man andernorts in Taiwan, aber nicht so wie hier. Durch den Grünstreifen läuft ein kleiner Fluss, über den sich hin und wieder Brücken beugen, auf deren marmorähnlichen Geländern schlanke Säulen Straßenlaternen in die Baumkronen heben.

Das alles wirkt merkwürdig vertraut. Ich denke an den gestrigen Ausflug in die Gaomei Wetlands, den eine Mitarbeiterin des T-Life organisert hatte. Schon da war ich von Taizhong überrascht: nur wenige Minuten Busfahrt vom notorisch sonnigen Taizhong entfernt fand ich mich wieder in einem windigen Feuchtbiotop. Der Geruch von Salz und nassem Sand stieg in die Nase. Die Küste gesäumt von Windrädern, karger Flora, und einem rot-weiß gestreiften Leuchturm. Tropische Insel, ja von wegen! Taiwan überrascht immer wieder. Ich hätte nicht gedacht, dass einer der schönsten Ausblicke hier eine Art Watt im Sonnenuntergang ist.

Erstaunt und noch etwas grübelnd über die Eindrücke laufe ich weiter durch die Innenstadt.Nur wenige Blocks entfernt finde ich einen weiteren Grünstreifen gleicher Art. Und da bemerke ich, was ich hieran so seltsam finde: diese Stadt verfügt doch tatsächlich über ringartig angelegte Grüngürtel! Das habe ich in Taiwan noch nicht gesehen. Durch die Brücken und Geländer wirkt das ganze merkwürdig eropäisch. Aber nicht gezwungen europäisch, wie die Fantasie-Burgen, die sich punktuell in den Vororten des Landes wiederfinden. Nein, das hier wirkt irgendwie authentisch.
Als ich weiterlaufe, finde ich mich in regelmäßigen Abständen in weiteren Parks wieder – offen, nicht abgegrenzt-, auf deren Wiesen Kinder spielen und Studenten lernen. Mein Blick streift über die umschweifenden Häuser, auch diese sind für mich bei genauerer Betrachtung auffällig unauffällig. Es sind größtenteils Hochhäuser, doch sind es weder rein ökonomisch gestaltete Wohnhäuser, noch im Sonnenlicht reflektierende Bürotürme. Gerade in letzterem eine Abweichung von der Taibeier Innenstadt. Die Taibeier Skyline manifestiert den Anspruch einer asiatischen Hauptstadt. Etwas, das ihr mit dem Taibei 101 als Wahrzeichen auch sehr gut gelingt. Doch die Innenstadt Taizhongs wirkt weiterhin unaufgeregt. Nicht zu viel, nicht zu wenig Glas, die Fassade meist in den warmen Tönen von Back- oder Sandstein gehalten. Passend zu Grünstreifen und eleganten Brücken. Und doch: dazwischen gedrängt kleine Tempel, Häuser im japanischen Stil, und Läden mit bunter Werbung, in denen Essen oder Tee verkauft wird. Taizhong zeigt in nur einer Szene viele Gesichter.
Ich laufe am National Taiwan Museum of Fine Arts vorbei, an dessen Fassade doch tätsächlich, an Seilen hängend, ein Paar zu „Auf der schönen blauen Donau“ Ballett tanzt. Ich setze mich zu der Zuschauerschar auf eine Mauer und betrachte, Mochi essend, die Tänzer beim Ausführen horizontaler Salti. Erst ein paar Tage später sollte ich herausfinden, dass das Museum of Fine Arts auch von innen einen Besuch wert ist (und überdies kostenlos).
Schließlich schnappe ich mir ein UBike und fahre, Milk Tea in einer Hand, die Parks entlang. Ich passiere die Rückseite des modernen Rathauses und folge dem Verlauf des Charlotte Parks. Fluchtpunkt der Aussicht zwischen Hochhäusern und Bäumen ist das National Taichung Theatre. Und plötzlich wird meine Relation ganz konkret. Ich muss vielleicht dazu sagen, dass ich mich in Taiwan pudelwohl fühle und keinerlei Hemweh empfinde. Doch durch den Verlauf des Parks, der sich im Theatervorplatz erschöpft, fühle ich mich spontan an Frankfurt erinnert. Folgt man der Frankfurter Taunusanlage, mündet diese in den Vorplatz der Alten Oper, umgeben von Hochhäusern und Cafés. Auch Frankfurt ist eine Stadt von der man sagt, dass es dort nichts zu sehen gebe.
Ich stelle mein Ubike ab. Das National Theatre ist ein hochmodernes Gebäude, ganz im Gegensatz zur Alten Oper. Doch das tut der entspannten Atmosphäre und dem unerwarteten Heimatgefühl, dass sich in mir ausgebreitet hat, keinen Abbruch. Mein Timing ist gut, es ist 17.30 Uhr. Im Oktober heißt das: Sonnenuntergang. Ich setze mich auf eine Mauer im Park, zünde mir eine taiwanesische Zigarette an und genieße die Aussicht. Für 10 Minuten lasse ich meine Beine von der Mauer baumeln und atme langsam ein und aus, während es dunkel wird. Erst als ich aufgeraucht habe, fühle ich mich wieder mit dem spezifisch ortsgebundenen Problem der Mülleimersuche konfrontiert. Zu faul für eine angemessene Lösung, entsorge ich die Kippe mit einem Schnips auf europäische Art. Wir pflegen unser Stadtbild leider nicht immer allzu gut.